Wanderungen in Montenegro

So manchen Weltenbummler packt die Reiselust, wenn von der montenegrinischen Adriaküste die Rede ist. Es wächst die Sehnsucht nach der fjordähnlichen Bucht von Kotor, die beinahe italienisches Flair verbreitet. Die malerische Insel Sveti Stefan oder Hafenstädte wie Budva, Bar und Petrovac wecken ebenfalls den Reisewunsch. Doch die Heimat des mit Seerosen bedeckten Shkoder-Sees ist noch mehr. Montenegro ist ein Paradies für Wanderer.

Wandern in Montenegro
Willkommen in einsamen Bergwelten – Beim Wandern in Montenegro

Wanderungen in Montenegro – Durch das Land der schwarzen Berge

Das Land der schwarzen Berge, der Crna Gora, trägt diesen Beinamen völlig zurecht. Insbesondere der Norden des Landes wird von erhabenen Gebirgszügen gesäumt. Die Nationalparks Biogradska Gora und Durmitor zeichnen sich durch ein weit verzweigtes Wanderwegenetz aus. Viele Wanderer wissen es zu schätzen, dass sie diese Pfade in Montenegro zumeist allein beschreiten.

Die Stadt Zabljak ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in Montenegro

Einer der besten Ausgangspunkte für Wanderungen in Montenegro ist die Stadt Zabljak. Allerdings ist es gar nicht so einfach, mit dem Auto auf die imposante Hochebene zu fahren, die von bis zu 2.500 Meter hohen Bergen umgeben ist. Häufig verlaufen auf diesem Teil Montenegros nur einspurige Straßen, die mit tiefen Schlaglöchern gesäumt sind. Schilder als Orientierung sind auf den Streckenabschnitten eher die Ausnahme. Zwischen den sich an Karsthängen nach oben windenden Serpentinen glühen immer wieder Unterholzfeuer auf. Doch all diese Bemühungen werden durch einen mitreißenden Panoramablick belohnt, den Sie auf den Plateaus genießen.



Auf Schusters Rappen zum Durmitor-Plateau

Zur Winterzeit begeistert Zabljak übrigens als Wintersportzentrum. Wer einen Aufenthalt in einem Hotel bevorzugt, muss mit Bettenburgen vorliebnehmen, die scheinbar in der sozialistischen Ära stehengeblieben sind. Alle anderen Urlauber kommen in den Genuss individuell eingerichteter Unterkünfte – beispielsweise von Pensionen und Häusern. Die Wanderwege starten nahe Zabljak am Eingang des Nationalparks Durmitor. Ausgangspunkt ist der mythische Schwarze See, der Crno Jezero. Dieses Gewässer ist nur zehn Minuten von Zabljak entfernt. Vergessen Sie jedoch nicht, sich in der Ortschaft eine Wanderkarte zu besorgen. Mit diesem Utensil fällt Ihnen die Orientierung wesentlich leichter. Doch die Wegmarkierungen sind auf dem Wanderweg mittlerweile auch sehr gut gekennzeichnet. Auf den Wanderpfaden müssen Sie nur 500 Höhenmeter überwinden, bis Sie das Durmitor-Plateau erreicht haben. An dieser Stelle erwartet Sie nicht nur ein ergreifender Ausblick. Die Stille, die an diesem Ort in der Luft liegt, übt eine beinahe magische Wirkung aus.

Per pedes zum “König der Gipfel”

Lassen Sie Ihre Blicke schweifen, indem Sie Gebirge, Seen und verträumte Dörfer am Horizont erblicken. Der Wegesrand lockt mit einer farbenfrohen Pracht blühender Seedisteln. Umliegende alpine Massive sind von Schneefeldern überdeckt. Kleine Gletscherseen schimmern im Sonnenschein. Der 2.523 Meter hohe Bobotov Kuk – der König der Gipfel – ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für hartgesottene Wanderer. Wer genügend Zeit hat, sollte unbedingt in der Tropfsteinhöhle Ledena Pecina vorbeischauen.

Köstliches Lamm als Stärkung für zwischendurch

Sorgen Sie sich auf den Wanderungen in Montenegro auch um Ihr leibliches Wohl. Weit über die Landesgrenzen hinaus ist Durmitor für sein schmackhaftes Lamm bekannt. Das zarte Fleisch erhält durch Wildkräuter aus der Region eine besondere geschmackliche Note. Doch die montenegrinische Küche bietet noch mehr. Unterwegs finden Sie gewiss das eine oder andere Gasthaus, in dem Ihnen eine köstliche Cicvara serviert wird. Diese traditionelle Form der Polenta ist eine leckere Mischung aus Grieß, Käse und Mais. Zu diesen Spezialitäten lassen Sie sich auf Ihren Wanderungen in Montenegro einen Pivo aus Niksic schmecken. Alternativ schmeicheln regionale Weine wie ein weißer Krstac oder roter Vranac Ihren Gaumen. Der Schnaps hat sich in Montenegro mittlerweile den Status eines Nationalgetränks gesichert, allen voran der Birnenschnaps oder Traubenbranntwein Rakija.

Eine Stippvisite am Fluss Tara

Mit hochprozentigen Getränken werden Sie als Wanderer auch verwöhnt, wenn Sie auf Ihren Entdeckungstouren auf einem der selbst angefertigten Flöße oder einem der Rafting-Schlauchboote Platz nehmen. Krönen Sie Ihre Wandertour durch den Durmitor Nationalpark mit einer feucht-fröhlichen Erkundungstour auf der Tara. Dieser Fluss plätschert durch den Nationalpark. Das Gewässer ist etwa 140 Kilometer lang. Sie sind gut beraten, auf Ihrer Wandertour bei der fünfbögigen Tara-Brücke vorbeizuschauen. Unter dieser 150 Meter hohen Brücke fließt das glasklare Wasser im grün-blauen Schein entlang.

Willkommen im einzigen Dschungel Montenegros

An der Tara verläuft ein steil in die Höhe ragendes Felsmassiv nach Südosten bis zum am Crkvine-Pass gelegenen Kolasin. Hier befindet sich eine weitere Brücke, die über die Schlucht bis in die Bergstadt hinein verläuft. Heute ist Kolasin eine mit niedlichen Bürgerhäusern aus gelbem Tuffstein gesäumte Stadt, über deren mit Platanen bewachsene Fußgängerzone es sich zu flanieren lohnt. Hier befinden sich mehrere Cafés, die zur Verschnaufpause einladen. Ihre Wandertour setzen Sie von Kolasin bis zum Nationalpark Biogradska Gora fort. Dieser Anblick ist phänomenal. Schließlich ist dieses Naturidyll zu 80 Prozent mit Urwald bedeckt. Jeder Baum des Nationalparks erweckt den Anschein, als sei er völlig sich selbst überlassen. Dieser Schein trügt natürlich nicht. Richtig bunt und abwechslungsreich wird der Nationalpark Biogradska Gora jedoch erst durch die etwa 2.000 Pflanzenarten, die die 90 unterschiedlichen Baumsorten ergänzen. Dieser Nationalpark – treffend als die “grüne Hölle” bezeichnet – ist von mannigfaltigen ausladenden Höhenwegen umgeben, auf denen Sie Ihre Blicke in die Ferne schweifen lassen können. Wandern Sie an immergrünen Almen und kleinen Bachläufen vorbei, die vor den Gipfeln der 2.000er beinahe unecht wirken. Und mittendrin tauchen immer wieder kleine mit Schindeln bedeckte Schäfer-Hütten am Horizont auf.

Ein Wanderstock gehört zur Ausrüstung dazu

Sind Sie am Bergsee Biogradsko angelangt, haben Sie den schwierigsten Teil der Wanderstrecke hinter sich gebracht. Hier beginnen die gut ausgebauten Wanderwege, auf denen Sie das ausschweifende Delta des Gewässers schnell hinter sich lassen. Schnell haben Sie den Gebirgsfluss Biogradska erreicht, um den sich ein Ökologiepfad seinen Weg bahnt. Hier steht Ihnen ein knapp zehn Kilometer Wanderpfad am Flusslauf der Biogradska Gora bevor. Damit Sie das Unterholz und die Farne einfacher bewältigen können, sollten Sie unbedingt einen Wanderstock bei sich haben. Häufig befindet sich Totholz auf dem Weg. Umgestürzte Bäume können Sie als Brücken nutzen, wenn die Wege am Flussufer zu kompliziert erscheinen. Diese Route im wilden Dickicht kostet Sie vermutlich wesentlich mehr Kraft als eine normale Wanderstrecke. Aus dem Grund sollten Sie sich die Erkundungstour durch den Biogradska Gora für den Aufstieg vorbehalten.